Author Archives: Jelena Kopanja

Fußball-Stadt Wien

Seen in Vienna ahead of the first World Cup game, Brazil-Croatia.

Wien ist heiß. Es heißt, der Sommer ist da, die Tage sind schöner und länger, die Temperaturen höher.

Aber, ich spreche von anderer Art von Hitze.

Die Fußball-Hitze!

Die Weltmeisterschaft findet heuer im Brasilien statt. Weltweit, zappeln die Fußballfans zu Hause auf der Couch herum, beissen ihre Naegel, bis das Blut rinnt, wetten ihre ganzen Gehälter auf Lieblingsmannschaften und tratschen in der Kaffeepause über ihres Fußballteams Feinde.

Und in Wien ist es auch nicht anderes.

Auch diejenigen wie ich, die normalerweise keine Ahnung von Fußball haben, sind mit dieser sportlichen, wettbewerblichen Euphorie infiziert. Ich kann kaum schlafen, wenn meine Mannschaften – Bosnien und Herzegowina, Kroatien oder die USA – spielen. Was ganz schlecht ist, wenn man bedenkt, dass die alle meistens wirklich spät spielen: um Mitternacht. Man kann einen Blick auf das Weltmeisterschaftsprogramm werfen und damit meine Abwesenheit vom Deutschkurs mit hoher Wahrscheinlichkeit prognostizieren. (Ich hoffe, dass mein Lehrer kein Anhänger dieses Blogs ist. Falls schon, ich will nur bemerken, dass er – obwohl er einen Verlag besitzt– nicht alles in diesem Blog literarisch (wörtlich) nehmen soll). J

Mein Papa ist zu Besuch gekommen und hat mir das Spiel ganz brav und schön erklärt – Offside, Corner, Elfmeter, etc. All nice and well, es ist schon gut, ein bisschen über das Spiel zu wissen. Aber was mich bewegt – und wofür keine Vorkenntnisse notwendig sind: in der Hitze des Moments, wenn Bosnia and Herzegowinas Dzeko vor dem Tor steht und der Ball dreht sich in richtige Richtung, überzieht eine Gänsehaut meine Armen und das Gefühl von Verbundenheit mit meiner Mannschaft und anderen Leute, die für sie jubeln, macht mich ur‑warm und fuzzy.

Wenn alle diese Gefühle – die Nervosität, die Traurigkeit, der Jubel, die Warme und die Fuzziness, – zu schwer für einen Mensch allein zu ertragen sind, kann man auf den Straßen Wiens die Spiele mit anderen Gleichgesinnten anzuschauen. Was folgt ist eine Liste von allen Orten mit Open Air WM Public Viewing Möglichkeiten.

Ich wünsche euch Fußballfans viel Spaß! And let the best Team (the Dragons!!!) win!

Adria Wien
https://www.adriawien.at/

Bunkerei
https://www.bunkerei.at/

Chelsea
https://www.chelsea.co.at/

Flex
https://flex.at/flex_frontend/index.php?selected=programm

FM4-WM-Quartier in Wuk
https://www.wuk.at/

Pratersauna
https://www.pratersauna.tv/site/

Strandbar Hermann
https://www.strandbarherrmann.at/

Stiegls Ambulanz, Altes AKH
https://www.stiegl-ambulanz.com/

 

Summerstage

https://www.summerstage.at/

 

Topkino

https://www.topkino.at/jart/projects/top-kino/main.jart

Kaffee-Stadt Wien

Ein Verlängerter mit Schlagobers.

2011 wurde etwas zum UNESCO Weltkulturerbe erhoben, was für alle echten Wiener ganz normal ist: die Wiener Kaffeehauskultur.

Was ist das genau?

Der Antrag vom Klub der Wiener Kaffeehausbesitzer an die UNESCO beschreibt das Wiener Kaffeehaus als einen Ort, wo „Zeit und Platz konsumiert werden, aber nur Kaffee steht auf der Rechnung.“ (Where time and space are consumed, but only the coffee is found on the bill.) Man kann stundenlang in Wiener Kaffees sitzen, Zeitungen lesen, ueber das Leben kontemplieren während man nur einen Tasse Kaffee langsam in kleinen Schlückchen trinkt, ohne dass einen jemand stört. Am Ende 19. Jahrhundert haben die viele bekannte Schriftsteller und Intellektuellen die Kaffeehäuser als Arbeitsorte benutzt um ihre Herzen und Gedanken zu Papier zu bringen. Und das hat Zeit und Ruhe gebraucht, was die Wiener Kaffeehäuser ihnen großherzig gegeben haben.

Heutzutage ist es nicht anders. Man kann gemütlich den ganzen Tag im Kaffeehaus verbringen wenn man will. Ab und zu mache ich das. Dann komme ich bewaffnet mit Bücher, Zeitungen, hypothetische Briefen, die ich schreiben möchte und meistens auch mit meinem Laptop. Vielleicht ist das der größte Unterschied in der Kaffeehaus-Landschaft zwischen heute und damals: die Menge von Laptops die auf den alten Marmortischen stehen.

Mein Ziel für diese 4 Wochen – im welchem ich für die Deutsch Akademie Blog schreiben werde – ist, den perfekten Verlängerten in der Naehe unseres Kursortes zu finden. Verlängerter ist ein Art von Kaffee (die Italiener nennen ihn lungo; oder man kann auch Americano dazu sagen, obwohl es viele verschiedene Variationen gibt). Ich werde die Kaffees in unsere Gegend bewerten.

Warum bin ich gut positioniert und qualifiziert so einen Bewertung zu machen? Weil ich aus Bosnien und Herzegowina stemme. Und weil ich in den USA aufgewachsen bin. Wir „Bosnier“ wissen, wie man so eine starke Tasse voller Liebe zubereitet und dann mit Freunden teilt. Und wir „Amerikaner“ wissen am besten was für eine gute Kaffeehausstimmung sorgtJ.

Schau ma mal wie es den Wienern ergeht!

Regenbogen Wien

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Enjoying the Regenbogen Parade!

Am Samstag hat die Regenbogenparade in Wien stattgefunden. Tausende Leute mit bunten Farben bedeckt. Tausende tanzende Leute. Wir haben Wiens Steigerung von „graue“ auf „bunte“ Stadt gefeiert.

Im Mai ist die Österreicherin Conchita Wurst die Siegerin des Eurosongkontests geworden. Conchita – ein Man der als Frau mit Bart auftritt – hat für Österreich den großen Triumph gesichert und damit die LGBT Gesellschaft Österreichs eine schöne und starke Stimme gegeben.

Europaweit hat das Wort „Toleranz“ seine 5 Minuten Ruhm bekommen. Aber, für tausende Aktivisten von LGBT-Rechten, die sich am Samstag auf dem Rathausplatz gesammelt haben, hatte dieses Wort andere Bedeutung. „Wir wollen nicht toleriert werden,“ so eine Künstlerin, als sie ihre Meinung erklärt hat. Solche Toleranz trifft kleine Hunde die auf Parkettboden zu Hause Pipi machen – oops, aber wir werden diesen kleinen Zufall tolerieren, meinte sie.

Die Menschen – inklusive LGBT Menschen – sollen respektiert werden.

Man kann davon sehen, dass der Einfluss der Sprache auf unser Verständnis von Realitäten schon wichtig ist: manipulierte Sprache kann gefährliche Wirkungen auf die Gesellschaft haben (denk an WWII).

Wir haben darüber auch in unserem Deutschkurs gesprochen. Mit „Geschlechtersensibilisierung“ der Sprache wurde versucht, eine größere Gleichberechtigung für die Geschlechter zu sichern. So haben wir – in der Sprache – alle Studenten auf Studenten und Studentinnen geteilt. Oder einfacher – wir sind, schriftlich, mit Binnen-I geteilt: StudentInnen.

Kann aber Sprache alle Leute repräsentieren? So dass, zum Beispiel, die transsexuellen Menschen auch in der Sprache eine Repräsentation finden? Laut unserer Diskussion im Kurs, haben die einzigen Fachleute vorgeschlagen, solche Möglichkeiten sprachlich mit einem Sternchen (*) zu bezeichnen (Student*Inenn, zum Beispiel.)

Obwohl ich denke, dass es schon wichtig ist, einen sprachlichen Raum für all diese Fälle zu erbauen, fürchte ich, dass solche Diskussionen nur eine “Bandaid solution” bieten. Die Diskrimination bleibt leider nicht nur in der Sprache. Unsere Gesellschaft braucht infrastrukturellen Veränderungen um die Geschlechter auf gleiche Wettbewerbsbedingungen zu bringen.

Unterm Strich: laut Statistik bekomme ich 23* Prozent weniger Gehalt als mein männlicher Kollege – egal ob du mich Manager oder Managerin nennst.

* https://ec.europa.eu/justice/gender-equality/gender-pay-gap/situation-europe/index_en.htm

Wieso Wien?

Lena in Wonderland

Hallo! Das bin ich!

Ich muss es ehrlich sagen, dass ich es nie gedacht habe, dass ich irgendwann in Österreich leben würde. Ja, natürlich wollte ich andere Städte und Länder besuchen, aber wenn jemand mich gefragt hätte, wo ich leben möchte, ich hätte gesagt: Buenos Aires! Barcelona! Irgendwo super sonnig, wo man Englisch oder Spanisch sprechen kann um mit den Leuten klar zu kommen.

Aber nie Wien.

Trotzdem bin ich jetzt da. Fast fünf Jahren! Ich bin aus Liebe hierher gewandert. So ist es meistens: ich habe das später auch von anderen Kollegen erfahren, die sich das auch nie vorstellen konnten, dass sie in Wien landen würden. Liebe oder Arbeit hat sie hierher gebracht. Wie der Wiener Sigmund Freund dass schon schön erklärt hat.

Jetzt, nachdem ich schon fast fünf Jahre hier bin kann ich auch ehrlich sagen dass es mir in Wien gefällt.

Zwischen uns – mir und Wien, meine ich – war es nicht „Liebe auf den ersten Blick,“ so zu sagen. Wir haben uns in Dezember kennengelernt und zu dieser Jahreszeit ist Wien nicht besonderes höflich, einladend oder freundlich. Ja, klar, im Dezember gibt es überall Weihnachtsmärkte die für eine besondere schöne Stimmung sorgen, aber mein erstes Jahr hier habe ich das alles verpasst weil ich am 24. Dezember gekommen bin. Keine Weihnachtsmarkte für mich – nur der graue Himmel, die verbissenen Menschen die auch unter Sonnenmangel gelitten haben und diese Sprache, die ich nur von WWII Filmen, die ab und zu im meiner Heimat Bosnien und Herzegowina (damals Jugoslawien) gespielt wurden, kannte.

Aber dann, mit der Zeit, haben wir uns besser kennengelernt und damit ist unser Verständnis für einander gewachsen. So ist es mit Liebe – man braucht Zeit bis man sich trauen kann eine Stadt wirklich zu lieben. Es gab natürlich Enttäuschungen auf diesem Weg zur Partnerschaft – zum Beispiel konnte ich es nicht ignorieren, dass Wien ein bisschen arrogant ist (ich glaube diese Arroganz stemmt aus dieser Zeit, als Wien Hauptstadt der KuK Monarchie war). Und ich glaube am Anfang konnte Wien nicht wirklich ignorieren dass ich hier nicht bleiben wollte.

Aber ich bin immer noch da.