Alles neu macht der Mai!

Was fällt euch spontan ein, wenn ihr an den 1. Mai denkt? Ich bekomme Frühlingsgefühle, wenn ich an den Wonnemonat (ein Ausdruck für den Monat Mai) denke, denn der Mai vertreibt den Winter und kündigt den Sommer an. Die WienerInnen tragen ein Lächeln im Gesicht und gehen in der Praterallee, in Schönbrunn oder am Donaukanal spazieren. Die Tage werden länger und die Sonne wärmt das Gemüt. Man trifft sich mit Freunden im Schanigarten (wienerisch für Gastgarten) oder man geht gemeinsam zum „City Beach“. Strand, Sonne und Cocktails! Das alles hat die Stadt Wien zu bieten.

Letzten Samstag habe ich meinen Drahtesel (umgangssprachlich für Fahrrad) für die Sommersaison in einer freundlichen und netten Selbsthilfewerkstatt im 15. Bezirk straßentauglich gemacht und mir nach der Anstrengung in der bikekitchen einen guten Kaffee gegönnt. Ende Mai habe ich eine Radtour mit kombinierter Schifffahrt in die schöne Wachau geplant.

Doch, was soll ich am 1. Mai machen? Was wird am 1. Mai eigentlich gefeiert? Ich habe mich schlau gemacht und bin auf so manche lustige Bräuche gestoßen.

Geht man in der Geschichte Wiens weit zurück, so landet man beim mittelalterlichen Veilchenfest. Wer das erste Veilchen (eine kleine violette Blume) im Wald fand, bedeckte es mit einem Hut und verkündete die frühlingshafte Botschaft dem Herzog. Unmittelbar danach veranstaltete der Herzog einen Festzug mit Musik und Tanz.

Verliebte sollten an dieser Stelle aufmerksam die nächsten Sätze lesen: Ein anderer Brauch war, dass die verliebten Herren ein kleines Birkenbäumchen (ein Baum mit weißem Stamm) vor dem Fenster der Liebsten platzierten, um ihr auf diese Weise seine Liebe zu zeigen. Den unliebsamen Menschen wurde Krimskrams (umgangssprachlich für alte Sachen, die nicht mehr benötigt werden) vor der Haustür deponiert.

Als ich noch ein Kind war, wurde am 1. Mai das Maibaumkraxeln (umgangssprachlich für klettern) in meinem Dorf zelebriert. Der Maibaum wird mit einem schönen Kranz an der Baumspitze geschmückt. Die Spielregeln sind kinderleicht: Der Kranz muss durch Hochklettern erreicht werden. Die Legende berichtet, dass in der Walpurgisnacht (die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai) – schon bekannt aus Goethes Faust – Hexen und Dämonen die Winterzeit mit einem Tanz am Blocksberg vertreiben. Auf Wiedersehen, du kalter Winter!

Was werdet ihr im Wonnemonat machen? Wie sieht euer Plan für den 1. Mai aus? Feststeht, dass am 1. Mai, am Tag der Arbeit, nicht gearbeitet wird.

Lyrisch möchte ich mit einem Gedicht von Hermann Adam von Kamp abschließen und allen einen schönen Mai wünschen.

„Macht die Seele frisch und frei,
kommt heraus, lasst das Haus,
windet einen Strauß!
Rings erglänzte Sonnenschein,
durftend prangen Flur und Hain,
Vogelsang, Hörnerklang
tönt den Wald entlang.

Wir durchziehen Saatengrün!
Haine, die ergätzend blüh´n!
Waldespracht, neu gemacht
nach des Winters Nacht.
Dort im Schatten an dem Quell
rieselnd munter silberhell,
Klein und Groß ruht im Moos,
wie im weichen Schoß.

Hier und dort, fort und fort,
wo wir ziehen, Ort für Ort,
weit und breit, alles freut
sich der schönen Zeit.
Stimmet Jubellieder an!
Singe jeder wie er kann:
Alles neu, frisch und frei
macht der holde Mai.“

EIN SONNIGES LETZTES APRILWOCHENENDE WÜNSCHT EUCH DAS GESAMTE DEUTSCHAKADEMIE-TEAM!

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